Studie: Mehr Unternehmensübernahmen, Anzahl externer Finanzierungen steigt

Anúncios

In den letzten Jahren verzeichnet der Markt für Unternehmensübernahmen ein deutliches Wachstum, begleitet von einem gesteigerten Einsatz externer Finanzierungsquellen. Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschafts- und Finanzforschung (DIWF) zeigt, dass Unternehmen verstärkt auf Akquisitionen setzen, um ihre Marktposition zu stärken und Wachstum zu generieren. Parallel dazu steigt der Bedarf an Fremdkapital, Equity-Finanzierungen und alternativen Finanzierungsinstrumenten deutlich an. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, aktuellen Trends sowie praktische Beispiele und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.

Unternehmensübernahmen als Wachstumsstrategie

Immer mehr Firmen sehen in Unternehmensübernahmen (Mergers & Acquisitions, kurz M&A) eine effektive Methode, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und neue Märkte zu erschließen. Gemäß der DIWF-Studie von 2024 stieg die Anzahl der abgeschlossenen Übernahmen in Deutschland um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders auffällig ist, dass sowohl mittelständische Unternehmen als auch große Konzerne verstärkt auf M&A setzen.

Anúncios

Die Gründe hierfür sind vielfältig: Neben der Beschleunigung von Innovationen durch den Zukauf neuer Technologien bietet die Übernahme von Wettbewerbern unmittelbare Marktanteilsgewinne. Ein praxisnahes Beispiel liefert der Technologiekonzern Siemens, der im Jahr 2023 die Übernahme des Solarunternehmens Q-Cells erfolgreich abschloss. Durch diese Akquisition konnte Siemens seine Position im Bereich erneuerbare Energien deutlich ausbauen und Synergien in Produktion sowie Vertrieb nutzen. Solche strategischen Zukäufe sind symptomatisch für den Trend, Unternehmensübernahmen als zentralen Motor für Wachstum und Transformation zu verstehen.

Externe Finanzierungsquellen auf dem Vormarsch

Parallel zum Anstieg der Übernahmen verzeichnet die Studie einen starken Zuwachs externer Finanzierungen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Volumen externer Finanzierungsinstrumente für Unternehmen um 22 Prozent. Insbesondere Bankkredite, Private Equity und zunehmend auch alternative Finanzierungsformen wie Crowdfunding oder Venture Debt gewinnen an Bedeutung.

Unternehmen nutzen externe Finanzierungen nicht nur für Übernahmen, sondern auch zur Liquiditätssicherung und für Expansionen. Ein beispielhafter Fall ist der mittelständische Maschinenbauer HBTech, der im Jahr 2023 mit Hilfe eines Konsortialkredits von 50 Millionen Euro die Übernahme des Konkurrenten M-Tools finanzierte. Dies ermöglichte HBTech nicht nur eine Erweiterung der Produktpalette, sondern auch einen raschen Markteintritt in neue Regionen.

Die Wahl der geeigneten Finanzierung hängt maßgeblich von der Unternehmensgröße, Branche und Zielsetzung ab. Banken spielen weiterhin eine dominante Rolle bei der Kreditvergabe, während Private Equity- und Venture Capital-Fonds vermehrt bei innovativen Start-ups und Wachstumsunternehmen gefragt sind. Dabei zeigt sich, dass die Bereitschaft von Investoren, Risiken einzugehen und Kapital bereitzustellen, mit der hohen Dynamik im M&A-Markt korreliert.

Vergleich von Finanzierungsinstrumenten bei Unternehmensübernahmen

Im Folgenden eine Vergleichstabelle, die die Vor- und Nachteile der häufig eingesetzten externen Finanzierungsformen bei Übernahmen zusammenfasst:

FinanzierungsformVorteileNachteileTypische Anwendungsfälle
BankkreditNiedrige Zinsen, etablierte StrukturenStrenge Bonitätsprüfungen, RückzahlungsverpflichtungenEtablierte Unternehmen mit stabilen Einnahmen
Private EquityKapital ohne laufende ZinsbelastungAbgabe von Unternehmensanteilen, KontrollverlustWachstums- und Technologieunternehmen
Venture CapitalZugang zu Know-how und NetzwerkHohe Renditeerwartungen, MitbestimmungStart-ups mit Innovationsfokus
Mezzanine CapitalFlexible Konditionen, Kombination aus Eigen- und FremdkapitalHöhere Kosten als klassische KrediteÜbernahmen mit hohem Risiko
CrowdfundingBreite Kapitalbasis, MarketingeffektBegrenzte Finanzierungssummen, hoher VerwaltungsaufwandProjektbezogene oder innovative Firmen

Diese Übersicht zeigt, dass keine Finanzierungsform universell ideal ist. Vielmehr sorgt eine Kombination verschiedener Instrumente (sogenannte „Finanzierungsmixe“) häufig für den optimalen Erfolg. Beispielsweise kombinierte die Firma CleanTech GmbH im Jahr 2023 einen Bankkredit mit einer Private Equity-Investition, um die Übernahme des Wettbewerbers EcoPower zu finanzieren. Dies ermöglichte eine solide Kapitalbasis bei gleichzeitig offener Innovationsfinanzierung.

Einfluss der globalen Wirtschaftslage auf Übernahmen und Finanzierung

Die weltwirtschaftliche Entwicklung hat direkten Einfluss auf den Markt für Unternehmensübernahmen und die Finanzierungslandschaft. Insbesondere geopolitische Unsicherheiten, Inflation und Zinspolitik der Zentralbanken wirken sich auf die Verfügbarkeit und Kosten von Kapital aus.

Die DIWF-Studie aus 2024 hebt hervor, dass trotz erhöhter Zinsen das Interesse an Übernahmen hoch bleibt. So nutzen viele Unternehmen die aktuelle Marktphase, um Schwächephasen bei Konkurrenten zu nutzen oder durch Übernahmen neue Geschäftsfelder zu erschließen. Beispielsweise erwarb der Chemiekonzern BASF im ersten Quartal 2024 das französische Spezialchemie-Unternehmen SoluChem trotz gestiegener Finanzierungskosten. Die rationale Entscheidung basiert auf der Erwartung langfristiger Wettbewerbsvorteile und Innovationssteigerungen durch das Portfolio.

Auf der Finanzierungsebene beobachten Experten zudem, dass Banken ihre Kreditvergabekriterien verschärfen, während alternative Finanzierungsquellen (Private Equity, Family Offices) flexibler agieren. Dies führt zu einer Redistribution der Finanzierungsanteile, wobei kleinere und mittlere Unternehmen zunehmend auf Equity-Investoren setzen, um Übernahmen zu realisieren.

Digitalisierung und neue Finanzierungsmodelle als Innovationstreiber

Neben klassischen Finanzierungsmechanismen gewinnen digitale Plattformen und innovative Finanzierungsmodelle immer mehr an Bedeutung in der M&A-Landschaft. Digitale Marktplätze für Unternehmensübernahmen, automatisierte Kreditvergabeprozesse und Blockchain-basierte Finanzierungslösungen ermöglichen eine schnellere, transparentere Abwicklung.

Ein Beispiel ist die Plattform „M&A Online“ der Deutschen Börse, welche 2023 neu gestartet wurde und Unternehmen gezielt Angebote zu Übernahmen und Finanzierungen liefert. Zudem setzen immer mehr FinTech-Unternehmen auf sogenannte „Tokenized Assets“, bei denen Unternehmensanteile in digitaler Form verbrief werden, um breiteren Investorenkreisen den Zugang zu erleichtern.

Diese Entwicklungen sorgen für eine Demokratisierung des Kapitalmarkts und ermöglichen insbesondere kleineren Unternehmen den Zugang zu Finanzierungslösungen. Gleichzeitig entstehen neue Herausforderungen wie regulatorische Rahmenbedingungen und Datenschutzfragen, die die weitere Entwicklung beeinflussen.

Perspektiven für den Markt der Unternehmensübernahmen und Finanzierungen

Die aktuellen Trends lassen erwarten, dass die Anzahl der Unternehmensübernahmen und das Volumen externer Finanzierungen mittelfristig weiter steigen werden. Unternehmen erkennen immer stärker die strategische Bedeutung von Akquisitionen, während Investoren attraktive Renditechancen in wachstumsstarken Übernahmesegmenten sehen.

Zudem wird die Vielfalt der Finanzierungsquellen weiter zunehmen. Traditionelle Bankfinanzierungen bleiben wichtig, innovative Finanzierungsformen und digitale Plattformen gewinnen jedoch an Gewicht. Die Kombination von Kapital und Technologie wird dabei eine Schlüsselrolle für erfolgreiche Übernahmen spielen.

Darüber hinaus sind Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) bereits heute entscheidende Faktoren bei Investmententscheidungen. Übernahmen von Unternehmen mit klarem Nachhaltigkeitsfokus oder entsprechende Finanzierungsmodelle werden in der Zukunft einen bedeutenden Anteil des Marktes ausmachen. So hat beispielsweise der Energiekonzern E.ON im Jahr 2024 eine nachhaltigkeitsorientierte Anleihe emittiert, um die Übernahme von GreenEnergy zu finanzieren.

Abschließend ist festzuhalten, dass Unternehmen, die flexibel auf die sich wandelnde Finanzierungslandschaft reagieren und strategisch kluge Übernahmen tätigen, ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern und ausbauen können.