Rentenlücke: Das kann man auch im Alter noch dagegen tun

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Die Rentenlücke stellt für viele Menschen in Deutschland eine erhebliche Herausforderung dar. Trotz jahrzehntelanger Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung reicht die gesetzliche Rente in vielen Fällen nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Besonders deutlich wird dies vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, der anhaltenden Niedrigzinsphase und der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Die gute Nachricht ist: Auch im fortgeschrittenen Alter gibt es Möglichkeiten, die Rentenlücke zu schließen oder zumindest zu verringern. Dieser Artikel beleuchtet praxisnah verschiedene Strategien, wie man trotz später Erkenntnis finanziell abgesichert bleiben kann.

Warum die Rentenlücke oft größer ist als erwartet

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) liegt die durchschnittliche Rentenlücke bei etwa 35 Prozent des letzten Nettoeinkommens vor Renteneintritt. Diese Lücke entsteht vor allem durch Faktoren wie längere Lebensdauer, Inflation und unzureichende private Altersvorsorge. Die gesetzliche Rente deckt oft nur die Grundsicherung und ist bei vielen Berufsgruppen und Selbstständigen nicht ausreichend.

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Ein praktisches Beispiel zeigt sich in der Situation von Frau Müller, die mit 62 Jahren in den Ruhestand geht. Ihre gesetzliche Rente wird laut Rentenbescheid etwa 1.000 Euro betragen, während ihr aktuelles Nettoeinkommen bei 1.700 Euro liegt. Die Differenz von 700 Euro monatlich stellt eine erhebliche Lücke dar, die sie ohne zusätzliche Maßnahmen nicht ausgleichen kann.

Nachträgliche Einzahlungen in die Rentenversicherung

Eine Möglichkeit, trotz später Entscheidungsphase die Rentenlücke zu verringern, besteht in nachträglichen freiwilligen Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung. Diese sogenannten “freiwilligen Beiträge” können insbesondere für Personen interessant sein, die kurz vor dem Renteneintritt stehen und feststellen, dass ihre erwartete Rente nicht ausreichen wird.

Zum besseren Verständnis hier eine Vergleichstabelle:

Beitragshöhe pro MonatDauer der EinzahlungErhöhung der Monatsrente (geschätzt)
200 Euro2 Jahreca. 25 Euro
400 Euro3 Jahreca. 60 Euro
600 Euro5 Jahreca. 150 Euro

Diese Tabelle zeigt, dass auch kurzfristige Einzahlungen spürbare Effekte auf die abschließende Rentenhöhe haben können. Herr Becker, 60 Jahre alt, entschied sich beispielsweise für zusätzliche Beiträge über drei Jahre mit 400 Euro monatlich und erreichte so eine monatliche Rentensteigerung von rund 60 Euro, die seine Gesamtversorgung aufbesserte.

Neben den freiwilligen Beiträgen gibt es die Möglichkeit der sogenannten “Nachzahlung von Beiträgen”. Diese Option ermöglicht es, für versäumte Zeiten, wie Zeiten der Kindererziehung oder Pflege, Rentenpunkte nachträglich zu erwerben. Für viele Betroffene bedeutet dies eine beträchtliche Verbesserung der Rentenansprüche.

Mini-Jobs und Zuverdienst trotz Rente

Ein weiterer wichtiger Weg, die Rentenlücke zu schließen, ist der Zuverdienst während der Rentenphase. Die Regelungen hierzu haben sich in den letzten Jahren gelockert. Rentner dürfen mittlerweile in vielen Fällen unbegrenzt hinzuverdienen, ohne Kürzungen in der gesetzlichen Rente befürchten zu müssen, insbesondere nach Erreichen der Regelaltersgrenze.

Praktisch zeigt das Beispiel von Herrn Schmitt, 65 Jahre, wie Mini-Jobs zur finanziellen Entlastung beitragen können. Herr Schmitt arbeitet zusätzlich 10 Stunden pro Woche im Einzelhandel und verdient dadurch monatlich etwa 400 Euro netto. Diese Einnahmen ermöglichen eine unmittelbare Aufbesserung seines Budgets ohne Rentenverlust.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der zusätzlichen finanziellen Unterstützung bleiben Rentner aktiv und sozial eingebunden, was sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt. Dabei sollten die individuellen Einkommensgrenzen und eventuelle Steuerwirkungen beachtet werden, weshalb eine Beratung durch Steuerexperten oder Rentenberater oftmals sinnvoll ist.

Private Altersvorsorge nachträglich aufstocken

Auch im höheren Alter kann es sinnvoll sein, die private Altersvorsorge zu verstärken. Produkte wie Riester-Rente, Rürup-Rente oder auch kapitalbildende Lebensversicherungen sind häufig auf langfristigen Vermögensaufbau ausgelegt, aber es gibt auch flexibel gestaltbare Anlageformen, die kurzfristig Wirkung zeigen.

Hierbei spielen Investmentfonds, ETF-Sparpläne und Tagesgeldkonten eine Rolle. Diese ermöglichen eine flexible Nutzung des Kapitals und können je nach Marktentwicklung kurzfristig Renditen erzielen. Herr Weber, 58 Jahre, investierte in die letzten fünf Jahren monatlich 300 Euro in einen breit gestreuten ETF-Sparplan und kann so auf ein zusätzliches Kapital zurückgreifen, das seine Rentenlücke deutlich minimiert.

Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Steuerlichkeit: Bei der Rürup-Rente beispielsweise sind Beiträge als Sonderausgaben absetzbar, was gerade bei einem höheren Einkommen vor Renteneintritt steuerlich entlasten kann.

Immobilien als Altersvorsorge und Einnahmequelle

Immobilien besitzen in Deutschland eine herausragende Bedeutung als Vermögens- und Altersvorsorgeinstrument. Wer bereits im Alter über Wohneigentum verfügt, kann durch clevere Nutzung die Rentenlücke verringern. Dies kann durch Vermietung, Teilverkauf (Modell: Verkauf mit Nießbrauchrecht) oder durch eine Umkehrhypothek geschehen.

Ein realistisches Beispiel: Frau Klein besitzt eine Eigentumswohnung, die sie nach Renteneintritt zwar selbst nutzt, aber einen Teil untervermietet. Die Mieteinnahmen von 300 Euro monatlich dienen als zusätzlicher Einkommensstrom, der die gesetzliche Rente ergänzt. Alternativ bieten Anbieter von Leibrenten-Modellen die Möglichkeit, einen Teil der Immobilie zu verkaufen und gleichzeitig das Wohnrecht zu behalten. Dadurch erhält Frau Klein eine monatliche Rente aus dem Immobilienverkauf und kann weiterhin in ihrer Wohnung leben.

Wichtig ist jedoch, die damit verbundenen steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen genau zu prüfen und frühzeitig professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

Zukunftsperspektiven und Anpassung der Altersvorsorge

Angesichts der demografischen Veränderungen und der sich wandelnden Arbeitswelt wird das Thema Rentenlücke auch in Zukunft bestehen bleiben. Es ist davon auszugehen, dass die gesetzliche Rente weiterhin nur einen Teil der Altersversorgung darstellen wird. Umso wichtiger ist es, verstärkt privat vorzusorgen und mögliche Einkommensquellen im Alter zu diversifizieren.

Die Politik plant derzeit verschiedene Reformansätze, um insbesondere Geringverdiener und sozial Benachteiligte besser abzusichern. Dazu gehören Ausbau von Grundrentenmodellen sowie stärkere Anreize für private Vorsorge. Jedoch können diese Maßnahmen die individuelle Rentenlücke nicht vollständig schließen.

Für den Einzelnen bedeutet das, eine lebenslange Finanzplanung zu verfolgen, die flexibel auf veränderte Lebensumstände reagiert. Technologische Innovationen und digitale Plattformen erleichtern inzwischen den Zugang zu verschiedenen Vorsorgeoptionen. Auch Bildungsangebote zur finanziellen Kompetenz im Alter gewinnen an Bedeutung.

Eine Kombination aus aufgezeigten Maßnahmen – nachträgliche Rentenbeiträge, Zuverdienst, private Vorsorge und Immobiliennutzung – bietet die beste Chance, die Rentenlücke zu verringern. Wichtig ist es, bereits im fortgeschrittenen Alter aktiv zu werden, um mit realistischen und individuell angepassten Strategien die finanzielle Sicherheit im Alter zu erhöhen.

Insgesamt zeigt sich, dass trotz scheinbar ungünstiger Ausgangslage auch im Alter noch verschiedene Möglichkeiten bestehen, die Rentenlücke zu verkleinern. Wer diese Chancen erkennt und nutzt, kann seine Rentenversorgung substantiell verbessern und ein finanziell selbstbestimmtes Leben im Ruhestand führen.